Systemische Beratung ist ein Prozess, in dem liebgewonnene Wahrheiten und Verhaltensmuster – meist des Klienten, manchmal des Beraters – so hinterfragt werden, dass sich die Chancen des Klienten erhöhen, neue Optionen für sein Handeln zu entdecken und zu realisieren. Dabei setzt systemische Beratung voraus, dass jeder Mensch seine eigene, höchst individuelle Wirklichkeit konstruiert und dass alles mit allem zusammenhängt. Die Beratung fokussiert auf das wechselseitige Zusammenspiel aller Akteure und berücksichtigt stets die unterschiedlichen Perspektiven der Einzelnen sowie den spezifischen Kontext des gesamten Systems, sei es einer Organisation, eines Team oder einer Familie. Systemische Beratung geht davon aus, dass Menschen autonom sind und gemäß ihres Weltbildes und ihrer Werte handeln, was den Umgang mit ihnen manchmal herausfordernd, aber vor allem interessant macht. Eine Vorstellung von „Steuerung“ im Sinne einer gradlinigen Ursache-Wirkungs-Beziehung (der Berater berät systemisch korrekt, der Klient ist geheilt) ist daher nicht angemessen. A kann nicht einseitig bestimmen, was B tun, erleben oder denken soll: „Instruktive Interaktion“ ist nicht möglich. Man kann keinen Menschen dazu zwingen, sich mit einem anderen zu versöhnen oder gerne mit ihm zusammenzuarbeiten. Daher empfiehlt sich nicht nur aus Beraterperspektive, sondern generell als nützliche Haltung: Respekt vor der Autonomie der Menschen.

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